Eventkultur seit 1893, die historische Location für moderne Veranstaltungen
Die Geschichte des Billrothhauses — so sind wir denn in unserem eigenen Hause!
Gesellschaft der Ärzte in Wien – Billrothhaus
Ausgehend von der steigenden Zahl an medizinischen Entdeckungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie dem Bedürfnis der Top-Mediziner, sich zu treffen, fortzubilden und eine Bibliothek zu unterhalten, wurde die Idee geboren, eine Vereinigung für Ärzte zu etablieren.
Im Jahr 1837, etwa 30 Jahre vor der Schaffung eines Vereinsgesetzes in Österreich, erfolgte schließlich die Gründung der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Bereits am 24. März 1838 fand die festliche Eröffnungsfeier im Konsistorialsaal der Alten Universität statt. Damit zählt die Gesellschaft der Ärzte zu den ältesten und traditionsreichsten Vereinen Österreichs. Bis 1841 traf man sich in der Alten Universität. Aufgrund der zunehmenden Raumnot, die nicht zuletzt auch auf den steigenden Platzbedarf der Bibliothek zurückzuführen war, mussten bis zur Eröffnung des Billrothhauses im Jahr 1893 verschiedene Räumlichkeiten angemietet werden:
Unwürdige Platznot und
Gefahr für die Einheit der
Gesellschaft
Noch im November 1890 beklagte Theodor Billroth selbst die große Platznot bei wissenschaftlichen Sitzungen der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Denn in der Neuen Aula der Alten Universität – seit 1857 als Vereinssitz der Gesellschaft genutzt – musste bei offener Türe getagt werden und die Mitglieder standen gedrängt bis auf den Flur und den Korridor hinaus. Dieser Umstand wurde von Billroth nicht nur als unwürdig, sondern sogar als Gefahr für die Einheit der Gesellschaft angesehen.
Ein Baukomitee
zur Erbauung eines
eigenen Lokals
Daher wurde 1890 ein Baukomitee bestehend aus Leopold Dittel, Anton Loew, Leopold Schrötter sowie Theodor Billroth, mit der Aufgabe der Erbauung eines eigenen Vereinslokals betraut. Mit einem Zirkulandum sammelte man bei den Mitgliedern innerhalb von nur zwei Monaten mehr als 44.000 Gulden an Spendengeldern. Billroth selbst spendierte 5.000 Gulden aus seinem eigenen Privatvermögen und bereits im September 1890 konnte das Grundstück Frankgasse 8 mit rund 660 m² erworben und mit der Planung des Gebäudes begonnen werden.
Von Ende 1890 bis Anfang 1891 reichten fünf Architekten ihre Projektpläne und Entwürfe für das neu zu erbauende Vereinslokal bei der Gesellschaft der Ärzte ein. Darunter waren neben Ludwig Richter auch Franz Neumann d. J., Friedrich Schachner, Josef Scholz und Wilhelm Stiassny. Am 6. März 1891 entschied sich sowohl das Präsidium als auch der Verwaltungssenat der Gesellschaft der Ärzte einstimmig für den Entwurf von Richter.
Somit wurde in den Jahren 1891–1893 das Billrothhaus nach Plänen des Architekten Ludwig Richter als 5-achsiger Neorenaissancebau errichtet. Richters Kostenvoranschlag belief sich auf 115.000,- Gulden, wobei 88.000,- Gulden für den Bau und 22.000,- Gulden für die Einrichtung der Räume geplant wurden. Auch an einen Reservefonds in Höhe von 5.000,- wurde gedacht.
Bei der Einweihungsfeier des Hauses am 27. Oktober 1893 eröffnete Billroth seine Rede mit den berühmten Worten „So sind wir denn in unserem eigenen Hause!“ Seit der Eröffnung werden im Billrothhaus die neuesten medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse präsentiert und von Fachleuten diskutiert. Der Name „Billrothhaus“ wurde allerdings erst 26 Jahre später im Jahr 1919 unter der Präsidentschaft von Anton von Eiselsberg gewählt.